Dass der Internationale Frauentag und der Tag des Korrekturlesens auf dasselbe Datum fallen, kann kein Zufall sein. Immerhin sagt man uns Frauen doch nach, dass wir immer Recht haben. Wollen. In unserer PAC-Kolumne denkt Moira Marcinkiewicz laut darüber nach, warum es schön ist, auch mal Fehler machen zu dürfen.
Dass der Internationale Frauentag und der Tag des Korrekturlesens beide auf dasselbe Datum fallen, kann kein Zufall sein. Nun ja, vielleicht doch eher als die Tatsache, dass Barbies Geburtstag direkt einen Tag später gefeiert wird. So quellen heute am 8. März die sozialen Kanäle über mit Lobpreisungen der #metoo-Bewegung und Amerika zelebriert den Women‘s History Month – um im nächsten Moment das wohl am heißesten diskutierte Spielzeug der Welt in Zuckerguss mit pinken Streuseln zu tauchen und die Kerzen anzuzünden. Ohne sich zu wundern, warum die Malibu-Barbie heute eigentlich noch weniger trägt als ihre berühmte Vorgängerin von 1971. Hätte ProSieben – normalerweise transatlantischer Trend-Klon – die Austrahlung seines Modelzirkus konsequenterweise um einen Tag verschoben, so wäre das mehr Statement gewesen, als der mit „The Big Bang Theory“ überladene Sender sonst so zustande bringt.
Aber das ist morgen. Heute feiern wir nochmal lautstark die Frauenrechte und Rechtschreibschwächen, die uns Texterinnen und Layouterinnen in der Medienwelt am Laufen halten, und denken nicht über die Redaktionspläne nach, die wir nicht selbergeschrieben haben (denn wir haben genug mit unseren eigenen Redaktionsplänen zu tun). Wenn wir nicht gerade selber am Texteschmieden sind, dann vollbringen wir wahre Wunderwerke der Satzzeichenjonglage. Wie Gärtner rupfen wir hier ein Semikolon raus und setzen da und da und da noch ein Komma ein. Analoge Office-Rechtschreib- und Grammatikprüfung sozusagen, grüner Daumen inklusive. Deswegen brauchen wir zum Internationalen Frauentag auch keinen Strauß Blumen. Nein, wir wollen selber Worte pflanzen, die in ein paar Jahren endlich einen Wald voller Möglichkeiten ergeben. Nicht nur sagen, wenn wer was falsch geschrieben hat, sondern selber Sachen (falsch)schreiben.
Wobei – Leuten zu sagen, dass sie etwas nicht richtig machen: darin sollen wir Frauen doch eigentlich ganz besonders gut sein. Immerhin sagt man uns nach, dass wir immer Recht haben. Wollen. Da kann es schonmal passieren, dass aus einer Korrekturanmerkung ein komplett neuer Text wird und aus einer Idee eine andere. Man bekommt fast Mitleid mit den männlichen Kollegen, die heldenmutig ihre Texte zum „Kannst du da mal kurz drüberlesen?“ schicken und dann wie ein Drache seine Prinzessin ihr geschriebenes Wort vor dem anstürmenden Prinzen verteidigen müssen. Und – um im Bilde zu bleiben – was ist das auch für ein Prinz, der meint, das schön eingerichtete Leben der beiden in ihrem Turm mit Pantone-Wandfarbe und Pinterest-Möbeln einfach stören zu wollen?
Abschweifen: Das können wir auch gut. Aber noch besser sind wir darin, Sachen besser zu wissen. Die geborenen Korrekturleserinnen eigentlich. Schließlich haben wir ja immer recht. Naja meistens. Recht häufig. Hin und wieder.
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